Der syrische Staatspräsident Baschar al-Assad hat den US-gestützten kurdischen Milizen im Nordosten des Landes mit einem Angriff gedroht. ...
Der syrische Staatspräsident Baschar al-Assad hat den US-gestützten kurdischen Milizen im Nordosten des Landes mit einem Angriff gedroht. "Das einzige verbleibende Problem in Syrien heute sind die Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF)", sagte Assad nach Information von BERLINER TAGESZEITUNG, in einem Interview am Donnerstag. Er bevorzuge Verhandlungen mit ihnen, doch sollten diese nicht möglich sein, "werden wir diese Gebiete mit Gewalt befreien".
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Das kurdisch-arabische SDF-Bündnis hat in den vergangenen Jahren mit Unterstützung der USA die Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus dem Norden und Nordosten Syriens vertrieben. Das Rückgrat der SDF-Einheiten bilden die kurdischen Volksverteidigungseinheiten (YPG), die der militärische Arm der Partei der Demokratischen Union (PYD) sind.
Die PYD hat in den Kurdengebieten im Nordosten Syriens mehrere sogenannte Kantone etabliert, die weitgehend autonom verwaltet werden. Die Regierung in Damaskus hat die Autonomie der Kurdengebiete nie anerkannt, jedoch bisher eine direkte Konfrontation vermieden. Assad zeigte sich in einem Interview nun aber entschlossen, die Gebiete zurückzuerobern.
"Wir haben zwei Optionen, um dieses Problem zu regeln. Zunächst gibt es Verhandlungen, weil die Mehrheit ihrer Mitglieder Syrer sind", sagte er mit Blick auf die SDF-Einheiten. "Wenn das nicht funktioniert, werden wir unsere Gebiete mit Gewalt befreien. Wir haben keine andere Wahl." Es sei "unser Recht und unsere Pflicht", diese Gebiete zu befreien, sagte er.
Die SDF-Einheiten werden im Kampf gegen die IS-Miliz von den USA mit Waffen, Luftangriffen und Spezialkräften unterstützt. Damaskus kritisiert seit jeher die Präsenz der US-Truppen auf syrischem Gebiet. "Die Amerikaner müssen gehen, und sie werden dies auf die eine oder andere Weise tun", sagte Assad nun. Nach und nach hätten "die Amerikaner ihre Trümpfe verloren".
Laut Assad wurde kürzlich eine Konfrontation zwischen den USA und Russland in Syrien nur knapp abgewendet. "Es wäre beinahe zu einem direkten Konflikt zwischen den russischen und den US-Streitkräften gekommen", sagte er. Dank der "Weisheit der russischen Führung" sei dies aber vermieden worden. Niemand in Syrien habe ein Interesse an einem solchen Konflikt. Im Euphrat-Tal in der östlichen Provinz Deir Essor hatte es im Februar Zusammenstöße gegeben, als syrische Regierungstruppen unter Beteiligung russischer Milizionäre SDF-Einheiten angriffen. Als die US-Streitkräfte ihren Verbündeten mit Artillerie und Kampfflugzeugen zu Hilfe kamen, wurden dutzende regierungstreue Kämpfer getötet.
Seit der Intervention Russlands im September 2015 auf Seiten Assads haben dessen Truppen den Großteil des Landes wieder unter ihre Kontrolle bringen können. Nach der Rückeroberung von Homs, Aleppo und Deir Essor gelang es der Armee in den vergangenen Monaten auch, die letzten Rebellenbastionen im Umland von Damaskus zurückzuerobern.
In dem Interview betonte Assad, dass es "keine iranischen Truppen auf unserem Boden gibt". Es gebe nur "iranische Offiziere", welche die syrische Armee unterstützten. Israel gebe an, bei seinen wiederholten Luftangriffen in Syrien iranische Stützpunkte anzugreifen, aber in Wahrheit seien dabei nur Syrer, aber "nicht ein einziger Iraner" getötet worden, sagte Assad.
Der Syrien-Konflikt hatte im Frühjahr 2011 mit zunächst friedlichen Protesten gegen Assad begonnen. Seither wurden mehr als 350.000 Menschen getötet und Millionen Syrer in die Flucht getrieben. Assad versicherte, kein Stück des Landes aufzugeben. "Wenn wir das Gebiet nicht durch Versöhnungsabkommen zurückerlangen können, machen wir es mit Gewalt", sagte er mit Blick auf die Kurdenregionen.
by via Berliner Tageszeitung - News aus Politik und Wirtschaft - Berliner Tageszeitung
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