Die Angst vor Altersarmut in Deutschland ist einer repräsentativen Umfrage zufolge deutlich gestiegen. Mehr als jeder zweite Bundesbürger ma...
Die Angst vor Altersarmut in Deutschland ist einer repräsentativen Umfrage zufolge deutlich gestiegen. Mehr als jeder zweite Bundesbürger macht sich einer am Mittwoch von der Beratungsgesellschaft EY (Ernst&Young) veröffentlichten Befragung zufolge Sorgen um seine Absicherung im Ruhestand - allerdings in stark unterschiedlichem Ausmaß: Ende des vergangenen Jahres waren demnach 27 Prozent der Deutsch stark besorgt, weitere 29 Prozent leicht.
Der Anteil der Besorgten insgesamt erhöhte sich damit binnen eines Jahres um 18 Prozentpunkte auf 56 Prozent, wie EY in Düsseldorf weiter mitteilte. Ihre aktuelle wirtschaftliche Situation beurteilten die Deutschen überwiegend als zufriedenstellend. Elf Prozent waren mit der Situation zufrieden, der Rest bezeichnete die Lage als positiv oder zumindest neutral.
Sozialverbände forderten angesichts der Umfrageergebnisse politische Strategien zur Vermeidung von Altersarmut. Der Paritätische sprach sich für ein Gesamtpaket aus, das schon während des Erwerbslebens ansetzt. Dazu gehöre vor allem eine Stärkung der gesetzlichen Rentenversicherung, wie der Verband erklärte. Seine Forderungen umfassten unter anderem die deutliche Anhebung des Mindestlohns auf 12,63 Euro, eine Erhöhung des Rentenniveaus auf 53 Prozent und Reformen der Altersgrundsicherung.
Der VdK sprach sich für eine Stabilisierung des Rentenniveaus über 2025 hinaus sowie eine dauerhafte Anhebung auf 50 Prozent aus. Die Menschen bräuchten eine "generationenübergreifende Zusage der Politik für eine verlässliche Alterssicherung". Nötig seien aber auch "gute Bildung" und ein Arbeitsmarkt, auf dem alle eine Arbeit fänden, mit denen sich auch eine "gute Rente" erwirtschaften lasse.
Die Linken-Fraktion im Bundestag forderte neben anderen Maßnahmen eine Anhebung des Mindestlohns auf zwölf Euro, eine schrittweise Erhöhung des Rentenniveaus auf 53 Prozent und die Einführung einer durch Steuern finanzierten "solidarischen Mindestrente" von 1050 Euro im Monat. Die Furcht vor sinkendem Lebensstandard im Alter sei "leider begründet", erklärte ihr Rentenexperte Matthias Birkwald.
Die Zufriedenheit mit der aktuellen wirtschaftliche Lage ging laut EY im Vergleich zum Vorjahr 2017 zwar leicht zurück, blieb aber auf hohem Niveau. Auch der Anteil der Deutschen, die optimistisch in die Zukunft blicken, sank lediglich leicht - von 83 auf 80 Prozent. Die Beratungsgesellschaft verwies auf die Eintrübung der Konjunktur als mögliche Erklärung. Sie hatte 1000 deutsche Verbraucher befragt.
Angesicht der eingetrübten Aussichten wollen manche Deutsche der Erhebung zufolge ihr Geld in den kommenden Monaten demnach stärker zusammenhalten. Für große Einzelanschaffungen wie Autos oder Küchen oder elektronische Geräte solle weniger Geld ausgegeben werden. Nur für Urlaub und Lebensmittel planten die Verbraucher noch höhere Ausgaben, hieß es in der Studie. Das könne angesichts der Bedeutung des Konsums für den Aufschwung bedenklich werden. Dieser sei kein "Selbstläufer" mehr.
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